Seth Godin – US-Amerikanischer Autor, von dem ich schon das ein oder andere Buch gelesen habe (wie z.B. „The Dip„) und den ich gern empfehle, hat in seinem Blog sechs Fragen gestellt, die bei der Analyse von Websites helfen können. Hier mal die sehr sinnvollen Fragen auf deutsch:
- Wie hoch sind die Einnahmen pro Besuch? Wie viel Einnahmen generiert die Website für je eintausend Besucher (Werbung oder Verkäufe)?
- Wie hoch sind die Kosten für einen Besuch? Nutzt die Seite PR, Online Werbung oder Affiliate Marketing um Traffic zu bekommen? Wenn ja, was ist der Gewinn?
- Gibt es eine virale Komponente? Wie groß ist der virale Koeffizient? Bestehende Besucher können als Ergebnis von Mundpropaganda oder dem Netzwerk-Effekt zu neuen Besuchern führen. Wie viele neue Besucher bringt jeder bestehende Nutzer mit? (Hinweis: es ist weniger als einer. Wenn es mehr als einer wäre, dann würde bald jeder auf dem Planeten ein Nutzer sein.) Diese Zahl bleibt selten konstant. Zu Beginn war Twitters Koeffizient winzig. Dann schoss er in die Höhe und war einer der höchsten jemals (Oprah!) und beginnt nun zur Erde zurückzukehren.
- Was sind die Kosten für einen Besucher? Müssen für die Seite Kundenservice, Server hinzugefügt oder andere Ausgaben getätigt werden, wenn Sie wächst?
- Gibt es bereits Mitglieder / Nutzer? Es gibt einen großen Unterschied zwischen vorbeisurfenden Besuchern und registrierten Nutzern. Bezahlen die Mitglieder eine Gebühr, tauschen öfter auf, haben etwas zu verlieren wenn sie wechseln?
- Was ist die Erlaubnis-Grundlage und wie entwickelt sie sich? Die einzige Vermögen, das online verlässlich aufgebaut und gemessen werden kann ist die „Erlaubnis“. Aufmerksamkeit ist knapp und Erlaubnis ist das Privileg, erwartete, persönliche und relevante Nachrichten an Leute zuzustellen, die sie haben wollen. Erlaubnis ist einfach zu messen und schwer zu erzeugen.
Sehr viele „normale“ Seitenbetreiber kennen diese Zahlen nicht – wissen nicht mal dass sie existieren. Das ist jedoch nicht auf die Online-Welt allein bezogen: wenn ich einen – sagen wir mal z.B. ortsansässigen Fliesenleger – frage, was er bereit wäre, für jeden zahlenden Kunden auszugeben, starre ich in leere Gesichter. Dann ist klar, dass derjenige sich noch nie Gedanken darüber gemacht hat, wie hoch der durchschnittliche Gewinn pro Auftrag ist oder was seine sonstigen Werbemaßnahmen jährlich kosten und im Einzelnen an Rückläufen bringen.
Am besten ist es sicherlich, alle relevanten Kennzahlen (KPI) stets parat zu haben. Das lässt sich sicherlich nicht bei jedem Webprojekt realisieren. Aber jede einzelne der obigen Fragen sollte zum Nachdenken anregen und sofort umsetzbare Ideen hervorrufen. Oft sind es recht unbequeme Wahrheiten die herauskommen aber manchemal auch ganz unerwartet positive. In jedem Fall wird aber eine Vergleichbarkeit erzeugt und es wird klarer, wo die eigene Zeit am besten investiert ist.